Häufige Mietverhältnisse und unterschiedliche Charaktere sprechen augenscheinlich gegen gemeinsames Selbermachen in der Wohngemeinschaft. Dabei kann gerade diese Vielfalt eine Riesenstärke sein.
Die WG als eine Zweckgemeinschaft von Menschen, die nichts weiter miteinander gemeinsam haben, als zusammen eine Immobilie zu bewohnen – und die entweder studieren oder anderweitig in der Berufsausbildung stecken. So kennt man das Klischee, so sieht es ebenfalls in verschiedenen Umfragen aus (obwohl das WG-Prinzip längst viel mehr Menschen erfasst als bloß Studenten und Azubis). Gemeinsame DIY-Projekte angehen? Wie das denn, wenn es schon schwer genug ist, alle Terminkalender auf einen gemeinsamen WG-Filmabend abzustimmen und sich dann noch auf einen passenden Streifen zu einigen?
Es stimmt vielleicht, dass „die Wohngemeinschaft“ es nicht gerade leicht macht, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Jenseits davon solltest du jedoch das Vorhandensein dreier Tatsachen in praktisch jeder WG anerkennen:
- Es gibt stets eine ziemliche Vielfalt von persönlichen Hintergründen, Erfahrungen und Fähigkeiten. Vieles davon kommt der Heimwerkerei zugute.
- In einer WG leben immer mehrere, mitunter sogar ziemlich viele Personen. Zusammen mit den Faktoren aus Punkt 1 gestattet das eine Kräftebündelung, die überraschende Leistungen ermöglicht – nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht.
- So unterschiedlich alle WG-Mitglieder sein und denken mögen, alle leben unter einem gemeinsamen Dach und möchten es darin schön und günstig haben.
Alles zusammen ergibt ein ähnlich gutes Fundament wie anständig gemischter Festbeton. Lies jetzt einige besonders sinnvolle Projekte die du mit einer solchen Truppe angehen könntest.
1. Frisches WG-Gemüse
Mehr braucht es tatsächlich nicht, um als gemeinsames Projekt eine Art ständigen Garten zu unterhalten. Selbst, wenn es sich dabei nur um einige Töpfe mit den üblichen Küchenkräutern handelt, ein paar Tomatenpflanzen und Salatköpfe. Zumal es sich nicht nur um eine Aufgabe handelt, die keine großen DIY-Skills benötigt, sondern sich bestens als Teil eines viel größeren Nachhaltigkeitsansatzes integrieren lässt.
Nicht jede WG hat einen solchen Luxus wie ein begehbares Flachdach, einen Dach- oder Fassadenbalkon oder gar eine zum Haus gehörige, nach eigenem Gusto nutzbare Gartenfläche. Allerdings hat wirklich jede Wohngemeinschaft Fenster und Fensterbänke – und dazu großen Hunger.
Grundsätzlich musst du nur eines beachten: Auf der Innenseite von Fensterbänken und Balkonen ist erlaubt, was den Bewohnern gefällt. Doch schon bei außen am Balkongeländer hängenden Pflanzkisten hat der Vermieter bzw. die Eigentümergemeinschaft ein Veto-Recht.
Weitere Tipps:
- Nicht zu stark an Fensterbrett, Balkongeländer oder Flachdach-Boden – also die horizontale Ebene – halten. Denk beim Gärtnern stets auch in die Vertikale. Schon eine strategisch aufgehängte Kette etwa kann mehrere Hängetöpfe voller Köstlichkeiten halten.
- Fang mit deiner Truppe mit anspruchslosen, „verzeihenden“ Sorten an, damit es rasche Erfolgserlebnisse gibt.
- Sofern es in der WG schon immer Streit wegen nicht erfüllter Putzplan-Pflichten gibt, dann besser keine Gieß-Pflicht aufbauen. Besser funktioniert es mit simplen Tropfschläuchen und einem Kalender, wo jeder kurz einträgt, wenn er für den jeweiligen Tag schon den Hahn geöffnet hat.
Profi-Tipp: Die Ernte sollte am besten bei gemeinsamen Mahlzeiten verspeist werden. Andernfalls droht rasch Zwist, wenn sich beispielsweise einige wenige nach Lust und Laune an den Tomaten bedienen.
2. Gemeinsames Garderoben-Brett
Die meisten Kleidungsstücke der jeweiligen WG-Bewohner finden sich in deren privaten Zimmern. In vielen Wohngemeinschaften gibt es jedoch in der Diele trotzdem das übliche Sammelsurium aus an Haken hängen Jacken, Westen und ähnlichen Stücken.
Diese Realität lässt sich hervorragend mit einer Tatsache kombinieren: Selbst, wenn du dich nur auf fertige Baumarkt-Ware fokussierst, gibt es zigtausende Varianten vom Typ „Mittels Schrauben an einer Senkrechten zu befestigende Haken“. Rechnest du noch passend gebogene Gabeln, Teile kaputter Musikinstrumente und in Epoxidharz getauchte, hochgebogene Pinsel hinzu, ergibt sich eines: eine wahrhaft gigantische Bandbreite möglicher Kleiderhaken.
Am besten suchst du dir mit deiner Truppe einen einheitlichen Untergrund aus, etwa ein schön gemasertes Holzbrett. Das verhindert, für die ganzen Haken zig Löcher in die Wand bohren zu müssen (die bei einem Auszug verschlossen werden müssen). Dann soll sich jeder mindestens um seinen Haken Gedanken machen. Vielleicht gibt es pro Bewohner auch zwei davon, falls Gäste kommen.
Dann ist nur noch ein Termin nötig, zu dem die ganze WG feierlich ihre jeweiligen Haken anschraubt – Grund genug für eine kleine Party.
3. Upcycling-Objekte vom Sperrmüll
Du weißt es vielleicht selbst: Längst nicht alles, was an Sperrmülltagen vor den Häusern liegt, ist nur noch für die Müllhalde tauglich. Im Mindestmaß ist das meiste wenigstens noch Rohmaterial für diverse Upcycling-Projekte – selbst, wenn es sich nur um einige Faserholzbretter alter Einrichtungshaus-Möbel handelt. Nicht selten fragt man sich sogar, warum jemand dieses oder jenes Stück wegwirft, anstatt es zumindest als „kostenlos“ auf einem Kleinanzeigenportal einzustellen.
Doch egal, worum es genau geht: Sperrmüll ist für dich und dein WG-Team immer ein willkommener und kostenloser Rohstoff, um damit die persönlichen und gemeinschaftlich genutzten Räume upzugraden. Das gilt selbst bei den oberflächlich nicht sonderlich vielfältig zu bearbeitenden Möbel-Faserholzplatten. Sie kannst du zumindest immer noch anschleifen und anschließend lackieren.
Profi-Tipp 1: Mit Farben gezielt spielen, um so der vielleicht uneinheitlichen Möblierung in Küche, Bad, Wohnzimmer und Co. einen einheitlicheren Look zu verleihen. Das müssen beileibe nicht nur Lacke und Lasuren sein. Ebenso eignen sich Kunststoff-Folierungen.
Profi-Tipp 2: Aus einigen Brettern lassen sich im Handumdrehen Waben-artige Regale für die Küche bauen. Darin kann jeder seine eigenen Gewürze und andere ungekühlte Dinge unterbringen. Keine Gefahr mehr für Verwechslungen und Streit.
4. DIY-Magnet-Messerleiste
Küchenmesser, die mittels Magnetkraft an der Wand haften, sind eine enorm übersichtliche Angelegenheit – und halten den limitierten Schubladen-Stauraum für Wichtigeres frei.
Für das Rohmaterial benötigen du und deine Mitbewohner lediglich alte Computer-Festplatten – unbedingt mechanischer Art, also keine SSD-Technik. Solche Platten, die sich mitunter auch im örtlichen Wertstoffhof finden lassen, enthalten einen bis zwei starke Neodym-Magneten.
Eigentlich steuern diese den Schreib-/Lesekopf. Doch trotz geringer Größe sind die meist halbmondförmigen Stücke mehr als kräftig genug, um selbst ein schweres Hackbeil zuverlässig festzuhalten. Zudem ist alles nur geschraubt und macht es nichts aus, wenn der Rest der Festplatte dabei zerstört wird.
Bloß eines geht nicht: Neodym lässt sich wegen seiner Härte und Sprödigkeit nicht durchbohren. Befestige die Magnete deshalb entweder auf einem wandmontierten Blechstreifen oder nimm einen hochwertigen Zweikomponentenkleber zur Hilfe.
5. Haus- oder Balkonbar
Selbst in einer vollkommen WG voller entschiedener Anti-Alkoholiker gibt es meistens noch Bewohner, die zumindest einem schönen alkoholfreien Cocktail oder einem ähnlichen Drink nicht abgeneigt sind. Bloß gibt es in den wenigsten WGs von Haus aus einen Ort, an dem solche Drinks stilecht zubereitet und genossen werden können – erst recht, wenn die Küche sich nicht wirklich als Bar eignet.
Dein Team benötigt jedoch für den Anfang nur einige Paletten und eine ausgediente Küchen-Arbeitsplatte, um damit für Flur, Wohnzimmer oder Balkon eine taugliche Bar zu zimmern. Durch gezielten Scharnier-Einsatz kann das Exemplar sogar so gestaltet werden, dass es sich bei Nichtgebrauch platzsparend zusammenklappen und wegstellen lässt.
Profi-Tipp: Es müssen nicht die großen, schweren und mittlerweile vielfach recht teuer abzugebenden Mehrweg-Europaletten sein. Ebenso eignen sich Einwegpaletten als Basis. Die haben sogar den Vorteil, durch dieses Upcycling nicht einem Nutzungskreislauf entzogen zu werden – ungleich den Mehrweg-Paletten.
6. Gemütliche Küchen-Hängeleuchten mit Style
Bevor wir diesen Tipp erläutern, zuvor ein Hinweis: Als elektrotechnischer Laie ist es eigentlich nicht erlaubt, an Elektrogeräten zu arbeiten. Das Bauen und/oder Anschließen von Leuchten ist deshalb zumindest aus versicherungsrechtlichen Gründen mit sehr viel Vorsicht zu genießen. Wenn du so etwas tust, dann solltest du also genau wissen, was du machst.
Mit dieser wichtigen Wissensgrundlage im Hinterkopf könnte ein Projekt darin bestehen, der WG-Küche in Sachen Licht etwas mehr Pfiff zu verleihen. Benötigt werden lediglich Hängefassungen bzw. -leuchten einfachster Bauart. Nötigenfalls vom Sperrmüll zu beschaffen, indem du alte Leuchten zerlegst.
Dann brauchst du nur noch Siebe, Blechschüsseln, große Einmachgläser und ähnliche Küchenutensilien, die grob eine Lampenschirmform besitzen – und die nicht allzu viel wiegen. Sie benötigen in der Mitte bloß ein Loch, das dem Durchmesser des Stromkabels entspricht. Solange du keine Elemente aus Glas nimmst, kannst du die Innenseite mitunter zusätzlich mit weißer Emaillefarbe aus der Dose lackieren – das reflektiert das Licht gut.
Dann heißt es nur noch den neuen Lampenschirm auf das Kabel auffädeln und dann alles mit einer passenden Zugentlastung versehen wieder an der Decke aufhängen.
Profi-Tipp: Jedes WG-Mitglied gestaltet abermals seine eigene Leuchte, sofern die Zahl der Anschlüsse es hergibt.