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Sicher bauen: So verhinderst du Baustellendiebstahl

Baustellen sind leider allzu häufig „Klaustellen“, auf denen von Verbrauchsmaterialien bis hin zu schon installierten Heizungen und ganzen Baumaschinen alles Mögliche gestohlen wird. Doch du kannst deine Baustelle sicherer machen.

Es gibt vieles, was Diebe reizt. Auf diversen Baustellen kommen gleich mehrere Faktoren zusammen. Da gehen verschiedene Firmen mit andauernd wechselnden Mitarbeitern ständig ein und aus. Es gibt es oftmals noch keine Türen und Fenster – und nach Feierabend findet sich mitunter kilometerweit (noch) kein Nachbar, der etwas mitbekäme.

Baustellen, egal ob in Neubaugebieten oder bereits umfassend umbauten Arealen, sind deshalb tatsächlich „traditionell“ Orte, bei denen Langfinger gerne zuschlagen. Mittlerweile nimmt das allerdings dramatische Ausmaße an. Statistisch gesehen wird dreimal pro Stunde auf einer Baustelle zugeschlagen – wenn man nur die polizeilich angezeigten Fälle betrachtet.

Außerdem werden die Kriminellen immer dreister. Neuerdings haben sie es beispielsweise auf Wärmepumpen und andere Heizungen sowie Photovoltaik abgesehen – selbst dann, wenn die Systeme schon eingebaut sind. Werkzeuge lassen sich ebenfalls auf dem Schwarzmarkt gut zu Geld machen. Und wo es den oft bandenmäßig Operierenden nicht ausreicht, den Diesel aus Bagger und Co. abzuzapfen, transportieren sie manchmal sogar die ganze Baumaschine ab.

Nun könnte dir das als Bauherr vielleicht egal sein. Werden Baufirmen bestohlen, fällt das schließlich in ihr Metier. Und hast du eine Bauleistungsversicherung, die auch Diebstahl inkludiert, werden sogar Sachen ersetzt, die bereits verbaut waren.

Allerdings hat jeder Diebstahl zumindest das Potenzial, deinen Bau oder eine Sanierung unnötig in die Länge zu ziehen und Zeitpläne durcheinanderzuwerfen. Außerdem gibt es mitunter Versicherungslücken, wenn etwa deine eigenen Werkzeuge beteiligt sind. Daher solltest du deine Baustelle unbedingt sicherer machen. Ganz besonders, wenn du nicht gleichzeitig darin wohnst.

1. Betreibe niemals die Vogelstraußtaktik

„Was soll hier schon geklaut werden?“ Eine typische rhetorische Frage vieler Bauherrn, die du jedoch niemals stellen solltest. Auf jeder Baustelle gibt es Dinge, die zu Geld gemacht werden können und der Schwarzmarkt ist gigantisch. Egal ob Stadt oder Land, Neubaugebiet oder Straße voller Bestandsbauten: Baustellendiebe schlagen überall und zu sämtlichen Tageszeiten zu.

Sie tun es manchmal sogar im größten Betriebs-Trubel – weil dann eine einzelne Person, die etwa mit einer teuren Rüttelplatte verschwindet, kaum jemandem auffällt.

Das bedeutet: Dein Mindset sollte lauten, zu einer gefährdeten Zielgruppe zu gehören. Du baust neu oder um, also sind die Chancen hoch, dass Diebe dich ins Fadenkreuz nehmen – gerade derzeit, wo die Bautätigkeit so eingebrochen ist.

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Selbst Verbrauchsmaterial wird mittlerweile gerne gestohlen – und das nicht selten in Zeiträumen, die angesichts der Menge zum Kopfschütteln anregen. | Foto: stock.adobe.com © Seroma72

2. Bring alles Wertvolle hinter Schloss und Riegel

Es mag vielleicht selbst für Laien auf der Hand liegen, warum Diebe mit Heizungen oder Solarpaneelen abrücken. Doch du würdest dich wundern, was sonst noch geklaut wird. Grund sind nicht zuletzt die generell stark gestiegenen Materialpreise. Da kann es sich tatsächlich lohnen, eine Palette Zement nicht im Großhandel zu kaufen, sondern im nächsten Neubaugebiet „mitzunehmen“.

Dein Hauptproblem: Der physische Einbruchschutz bei Neubauten und Kernsanierungen ist deutlich reduziert. Und selbst wenn das Gebäude schon dank Fenstern und Türen ordentlich verschlossen ist, können die Gangster sich auf die Abwesenheit der Bewohner verlassen.  

Manche Baufirmen setzen auf eigene Container. Allerdings stehen diese ebenfalls auf der einsamen Baustelle, sind also nicht wirklich sicherer – und den Platz für eine solche, mindestens 20 Fuß (= ~6,1 Meter) Blechkonstruktion musst du ebenfalls erst einmal haben.

Es gibt jedoch eine andere, bessere Variante – weg von der Baustelle. Damit wären wir bei Selfstorage. Hierbei sind deine Sachen etwas weiter entfernt und dadurch für die typischen Baustellenkriminellen nicht sichtbar. Die Materialien und Werkzeuge werden klimatisiert untergebracht und sind obendrein oft 24/7 bewacht. Zumindest für die wirklich kostspieligen oder bei Verlust anderweitig schmerzhaften Dinge solltest du diese Option in Betracht ziehen, wenn eine weitere nicht infrage kommt.

3. Lass nichts liegen, was nicht liegenbleiben muss

Kennst du die „Wochenend-Signalflagge“ der Bauarbeiter? Es ist die hoch in der Luft am Baukran hängende Tischkreissäge – schon von weitem ein gut sichtbares Signal dafür, dass die Truppe im Feierabend ist. Gemacht wird es aus Diebstahlschutzgründen, weil die Kreissäge zu sperrig zum schnellen Abtransportieren ist.

Anderweitig wirst du jedoch keinen Bauhandwerker erleben, der abends wegfährt, aber sein Werkzeug dalässt. Ähnlich solltest du es definitiv auch machen. Natürlich sorgt das für Mehrarbeit und frisst Zeit. Aber ähnlich wie die Selfstorage-Lösung bietet nur das den Grund-Schutz, dass einfach nichts Wertvolles auf der Baustelle herumliegt.

Natürlich solltest du die Sachen dann aber nicht im gut einsehbaren Inneren des am Straßenrand geparkten Autos belassen. Was du nicht unsichtbar darin unterbringen kannst, gehört in deine Wohnung – das ist nebenbei bei Kälte und Hitze besser für Geräte-Akkus.

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Zweckentfremdete Wildkameras sind schon deshalb gut für Baustellen geeignet, weil sie nicht auf den ersten Blick wie eine Überwachungskamera aussehen – und sehr gut getarnt werden können. | Foto: stock.adobe.com © aBSicht

4. Nutze moderne Technik gerne umfangreich

Unsere smarte, digitalisierte Produktwelt mag vieles von zweifelhaftem Nutzwert hervorgebracht haben. Was aber das Thema Überwachung und Sicherheit anbelangt, sind die Vorteile für dich als „Normalverbraucher“ einfach nur mannigfaltig.

Denn du kannst heute auf Überwachungssysteme mit einer Funktionsvielfalt zurückgreifen, die noch Anfang des Jahrtausends nur etwas für Gutbetuchte waren. Das solltest du für die Sicherung deiner Baustelle definitiv nutzen. Solche Kameras sollten folgendes können:

  1. Die Geräte müssen unbedingt mit einer SIM-Karte funktionieren, sofern es auf deiner Baustelle noch kein WLAN (oder keine dauerhafte Stromversorgung) gibt. Gleiches gilt für die Stromversorgung der Kameras selbst.
  2. Sie sollten wenigstens bei Tag und Nacht Fotos liefern können; wobei Videos natürlich besser sind.
  3. Die Auflösung muss bei Tag und Nacht ausreichend sein, um mehr als nur verschwommene Gestalten erkennen zu können, sondern Gesichter.
  4. Die Kameras sollten möglichst nur bei erkannten Bewegungen aufnehmen. Dann aber sollten sie selbsttätig Bilder oder Videos an dich schicken oder dich wenigstens alarmieren, damit du per App darauf zugreifen (und speichern) kannst.
  5. Es sollte sehr gerne eine Funktion geben, mit der du die Systeme entweder fernbedienen kannst oder die wenigstens zeitgesteuert arbeiten. Andernfalls werden im normalen Tagesbetrieb der Bauarbeiter andauernd Aufnahmen gemacht.

Im Rahmen dieser Vorgaben findest du sowohl im Bereich dedizierter Überwachungs- als auch insbesondere Wildkameras reichliche Optionen. Achte jedoch stets darauf, die Helfer unsichtbar oder wenigstens unerreichbar zu installieren.

Soweit die technische Theorie. Leider lässt sich Videoüberwachung in Deutschland jedoch niemals losgelöst vom Rechtlichen betrachten. Merke dir deshalb folgendes:

  • Alle Beteiligten müssen durch Schilder informiert sein.
  • Nichts außerhalb deines Grundstücks darf sichtbar sein.
  • Wenn Aufnahmen eine Identifizierung (der Bauarbeiter) ermöglichen, sollten es höchstens Zeitraffer-Fotos sein, die nach spätestens drei Tagen gelöscht werden.

Du erkennst vielleicht, warum es einfacher ist, die Kameraüberwachung immer erst aus der Ferne starten zu können, wenn die Bauarbeiter für den jeweiligen Tag abgezogen sind.

5. Scheue dich nicht davor, zu tracken

Wir kommen zu einem weiteren Punkt, der sich mit digitaler Technik befasst. Diesmal von „ganz oben“, über Navigationssatelliten. Denn heutzutage sind GPS-Tracker ein sehr günstiges Vergnügen geworden – und halten dank großer Akkus trotz kompakten Abmessungen mindestens einige Tage durch.

Im Gegensatz zu kleineren Tags, die nur mit Bluetooth und ähnlichen Nahbereichstechniken arbeiten, gestattet das eine globale Nachverfolgung, egal wo sich der Tracker oder du befinden. Eine Ausnahme gilt hier aber unter anderem für die AirTags von Apple: Sie tragen ihr Signal über „jedes“ iPhone in Reichweite weiter, können also ebenfalls durchaus global arbeiten, selbst wenn sie nicht mit GPS arbeiten.

Zumindest an/in wirklich kostbaren, zudem großen, komplexen Dingen, solltest du solche Helfer anbringen. Das wäre etwa bei einer neuen Split-Klimaanlage der Fall. Natürlich musst du den Akku regelmäßig aufladen. Es ist also keine universelle Sorglos-Methode. Dafür aber bekommst du es wenigstens prompt mit, wenn sich die eigentlich schon verbaute Klimaanlage plötzlich in Bewegung setzt – und kannst sofort die Damen und Herren in Blau alarmieren.

Wichtig: Viele GPS-Tracker funktionieren mit diversen Abonnement-Systemen. Vergleiche deshalb verschiedene Produkte, rechne gut durch und scheue dich nicht davor, nötigenfalls Tracker zu nutzen, die für ganz andere Anwendungen konzipiert wurden – etwa Hundehalsbänder.